Samstag, 15. August 2015

Schreibblockade (Freitag, 14.08.2015)

Jetzt sitze ich seit geschlagenen 30 Minuten vorm Rechner und weiß partout nicht, was ich schreiben soll. Vielleicht liegt es daran, dass heute eigentlich gar nichts passiert ist, außer das wir die knapp 50 Meilen von Palmer nach Anchorage in einer Stunde durchgerutscht sind.

Vielleicht ist es aber auch nur die Tatsache, dass der Urlaub schon zu Ende ist und ich in Gedanken schon wieder bei der Heimreise bis. Wenn ich es beschreiben sollte, dann würde ich sagen, das mein Hirn gerade zweigeteilt ist. Die eine Hälfte schwelgt noch in den Erinnerungen der vergangenen 3 Wochen und die andere Hälfte denkt schon wieder über die Rückreise und den Start der kommenden Woche nach. Woran liegt es eigentlich, dass Urlaubszeit im Vergleich zu Arbeitszeit wie in Lichtgeschwindigkeit vergeht. Kaum haben wir uns so richtig an das Lotterleben hier im Wohnmobil und die damit verbundene Freiheit gewöhnt, geht es auch schon wieder heim.

Das die Zeit hier so schnell verflogen ist, ist natürlich ein gutes Zeischen. Heißt es doch, das wir jede Minute davon genossen und ausgekostet haben. Auch wenn die Planung mal nicht so ausging wie erhofft, fanden sich immer wieder neue Möglichkeiten etwas sinnvolles aus dem Tag zu machen.

Dieser Urlaub war sehr speziell für uns und durch die Wahl des Fahrzeugs auch komplett neu. Wie ich zu Beginn der Reise einmal erklärt habe, war es mein Wunsch irgendwann einmal diese Reise zu machen. Von Kind an war ich mit dem Zelt und später jedes Wochenende im Sommer mit dem Wohnwagen unterwegs. Ich kannte das Vagabundenleben im Camper also. Steffi hingegen konnte sich Anfangs gar nicht mit dem Gedanken anfreunden. In ihrer Vorstellung war Camping immer mit beengten Platzverhältnissen im Camper und verdeckten sanitären Anlagen verbunden. Gerade der letzte Punkt war ein großes Problem für sie. Als ich dann noch mit der Idee ums Eck kam, die Reise mit einem Truckcamper (großer Pickup mit kleiner Kabine hinten drauf) zu machen, hat sie gleich abgeblockt.

Beim gemeinsamen studieren der Kataloge ist sie dann doch fündig geworden und aus diesem Grund sind wir in den letzten 3 Wochen mit diesem Schiff (mit eigener Dusche und Toilette) unterwegs gewesen.

Jetzt am Ende der Reise muss ich sagen, das es genau die richtige Entscheidung war. Wegen mir hätte es gerne auch eine Nummer kleiner sein dürfen, fahrtechnisch hätte es aber keinen Unterschied gemacht. Die Fahrt mit dem Wohnmobil hat mir neben der täglichen Bettensuche (von denen es hier nicht sehr viele gibt und die Motels und Hotel sehen von außen teilweise fragwürdig aus) auch jede Menge Nerven gespart. Die allabendliche Zimmerinspektion auf der Suche nach Haaren oder sonstigen Überresten des Vormieters in den jeweilen Zimmer ist mir nämlich erspart geblieben.

Im Wohnmobil gab es eine einzige Inspektion gleich ganz am Anfang und damit war das Thema für den Rest der Reise erledigt. Sozusagen eine winwin-Situation.

Im Laufe der Zeit konnte man beobachten, wie Steffi scheinbar immer mehr gefallen an dieser Art zu reisen zu finden schien. Da wurden mal andere Wohnmobile näher in Augenschein genommen und andere Vermieter gecheckt oder ein besonderes Augenmerk auf die Auswahl des Campgrounds gelegt. Der ideale Campground hat Wasser/Meer für Steffi und Berge für mich. Sowas hier zu finden war kinderleicht. Wenn sich dann noch diverse Getier in der Nähe tummelte, war Steffi glücklich.

Mittlerweile kann sie sich sogar eine weitere Wohnmobilreise vorstellen, vorausgesetzt, die Temperaturen stimmen. Es darf nicht zu kalt sein, zu warm ist aber auch nix, denn da bracht man Strom für die Klimaanlage und den hat nur auf den privaten Campingplätzen. Diese sind aber meist nicht sehr schön gelegen. Tja, irgendwas ist immer... ;-)

Wie hat uns nun unser Reiseziel gefallen?? Ein beliebter Ausdruck hier ist: breathtaking, atemberaubend. Das trifft es wohl sehr gut. Als ich die jeweiligen Berichte schrieb, hatte ich immer irgendwie das Gefühl als würden mir die Superlativen ausgehen. Alaska und das Yukon Territory sind schon sehr speziell. Wahnsinnig beeindruckende Landschaft, viele Tiere und Camping mitten in der Natur, gewürzt mit einer sehr lockeren Lebensart haben Steffi gerade eben dazu veranlasst zu sagen, das dies vielleicht nicht letzte Reise in den hohen Norden war. Wer hätte das gedacht.

Noch ein paar Worte zu unserem Reisebegleiter. Im Vorfeld schaut man sich immer mal die Bewertungen er einzelnen Wohnmobilanbieter an und Cruise America hat sich da in den vergangenen Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Da liest man die wahrsten Horrorgeschichten, von herabfallenden Schranktüren über nicht funktionierende Kühlschränke bis hin zu defekten Bremsen, um nur einige Beispiele zu nennen. Heruntergerockte Wohnkabinen und schlechter Service verstehen sich von selbst. Ein netter Satz in Zusammenhang mit Cruise America war auch immer: "You get what you paid for." Tatsächlich ist CA der absolute Billigheimer unter den Mietmobilen und vielleicht haben wir auch einfach nur Glück gehabt. Denn keine dieser Horrorgeschichten traf auf unsere Anmietung zu. Natürlich hat unser Womo keine Luxusausstattung und alles ist einfach zusammengeschustert, aber alles war sauber, nicht abgewohnt und hat funktioniert.

Wenn wir die Kiste morgen wieder abgeben stehen 4900 Kilometer mehr auf dem Tacho. Wie viel Sprit wir bei einem Verbrauch von etwas über 25 Litern auf der Strecke verblasen haben, dürft ihr selber ausrechnen, aber sagt es mit nicht.

Damit wäre ich dann am Ende. Wir sehen uns in ein paar Stunden in good old Germany.

In diesem Sinne...

PS: Schreibblockade behoben ;-)
PPS: Denjenigen, die es geschafft haben bis hier unten zu lesen möchte ich noch für´s mitreisen danken und sage bis zum nächsten mal.


Freitag, 14. August 2015

Noch mehr Eiswürfel (Donnerstag, 13.08.2015)

Gestern Abend wurden die Pläne für die kommenden 2,5 Tage immer wieder hin und her geworfen, bis wir uns endlich entschieden hatten, wie wir die kommenden Tage verbringen wollen.

Nach einer äußerst ruhigen Nacht verließen wir gegen 9 Uhr den noch immer komplett leeren CG. Unser erstes Ziel für heute sollte der Matanuska Gletscher sein. Über eine private, gebührenpflichtige Schotterstraße kommt man bis auf wenige Meter an den Gletscher heran und kann sogar drauf herum laufen. Everything on your risk versteht sich.


Über diese schmale Brücke musst du fahren...







Nach diesem etwa 1-stündigen Sparziergang stand als nächster Programmpunkt eine Moschusochsenfarm an. Hier hat man sich zu Aufgabe gemacht, Moschusoches zu domestizieren und zu züchten. Nachdem die Tiere Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts hier ausgestorben waren, hat man 1930 wieder mit aus Grönland eingeführten Tieren begonnen, dieser hier wieder heimisch zu machen. Wegen der allgegenwärtigen Wölfe und Bären war dies nur auf einer abgelegenen Insel möglich. Heute gibt es hier wieder etwa 4000 wilde Moschusochsen. Von den hier gezüchteten Tieren verwendet man nur die Unterwolle, welche einmal im Jahr mühseelig ausgekämmt wird. Diese Prozedur dauert pro Tier bis zu 6 Stunden und die Ausbeute ist äußerst gering. Die Wolle selbst hat aber ganz hervorragende Eigenschaften. Sie soll 8 mal wärmer sein als Schafwolle und unabhängig von der Waschtemperatur nicht einlaufen. Das erklärt dann auch 195,- für ein Paar gestrickte Handschuhe.





Letzter Tagesprogrammpunkt für heute war die Independence Mine. Eine Goldmine, in der im großen Stil von 1906 bis 1951 Gold im Wert von 6 Mio. $ geschürft wurde. 1974 wurde Teile und 1980 der Rest der Öffentlichkeit gespendet. Ein Teil der Gebäude wurde restauriert, bzw. ist noch gut erhalten. Die meisten technischen Gebäude sind leider verfallen und nur noch rudimentär zu erkennen.






Von hier war es nicht mehr weit nach Palmer, einer Kleinstadt mit hervorragender Infrastruktur. Morgen wir unser letzter voller Tag sein. Diesen werden wir zum einen damit verbringen unsere Habseligkeit wieder in die Koffer zu stopfen und das Wohnmobil wieder auf Vordermann zu bringen. Wo wir die morgige Nacht verbringen steht noch nicht endgültig fest. Vielleicht versuchen wir uns morgen mal in Boondocking bei Walmart. Bin mal gespannt wer raus bekommt was damit gemeint ist.

In diesem Sinne...

Meistens kommt es anders (Mittwoch, 12.08.2015)

Mit nur wenig Strecke vor uns haben wir es heute richtig gemütlich angehen lassen und die Vorzüge unseres Campgrounds (W-Lan, blitzsaubere Duschen und natürlich die Aussicht) noch einmal in vollen Zügen genossen. Auch unser Frühstücksgast von Gestern, der Weißkopfseeadler gab sich heute wieder die Ehre. Nochmal dumpen (Abwasser entsorgen), Stromkabel und Wasserschlauch eingepackt, konnte es auch schon los gehen.

Bei herrlichstem Wetter sind wir noch einmal auf die anderes Seite der Bucht gefahren, in der Hoffnung vielleicht doch noch einen Bären in der Nähe der Fischtreppe zu sehen, aber leider ohne Erfolg.

Irgendwann gegen 11 Uhr oder vielleicht auch etwas später fuhren wir dann los. Unser heutiges Ziel war Glennallen. Wieder ein Ort am Verbindungspunkt zweier Highways, in diesem Falle des Richardson- und des Glenn Highway. Auf dem Weg dorthin konnten wir endlich die Berge sehen, die am Montag noch im Nebel hingen.





In Glennallen wollten wir übernachten und mit einem Shuttle nach Kennicott zu einer alten Kupfermine fahren. Von dieser Mine hatte ich in einem anderen Reisebericht gelesen und war sofort fasziniert von den Bildern. Riesige rote, hölzerne Gebäude wurden an den Berg gebaut und sind zum großen Teil noch gut erhalten und man kann sie besichtigen. Das Problem an der Geschichte ist, dass man mit einem „normalen“ PKW dort gar nicht hin kommt, von einem Wohnmobil ganz schweigen.

Um dort hin zu gelangen biegt man vom Richardson Highway auf den Edgerton Highway auf und erreicht nach etwas mehr als 50 Kilometer Chitina. Bis hierher wären wir auch mit dem Wohnmobil gekommen, da es hier noch eine normale, geteerte Straße gibt. Ab Chitina führt die McCarthy Road über knapp 100 Kilometer nach McCarthy.

In McCarthy angekommen geht man über eine Fußgängerbrücke und fährt mit einem weiteren Shuttle die letzten 8 Kilometer zur Mine, das müssen dann auch die „Selbstfahrer“ machen.

Da wo heute die McCarthy Road ist, fuhren früher Züge. Man hat also die Straße über die alten Bahnschienen gebaut. Und genau diese Straße ist in einem richtig üblen Zustand. In der Milepost (eine Art Straßenführer für u. a. Alaska und den Yukon, in dem jede Straße Meile für Meile Beschrieben wird): „Die McCarthy Road ist für diejenigen die auf „abenteuerliches“ Fahren stehen.“ Mit PKW´s, Pick-up´s und kleineren Campern könne man es zwar schaffen, Reifenschäden seien aber an der Tagesordnung.

Da wir vielleicht ein wenig abenteuerlich, aber nicht völlig bescheuert sind, wollten wir den Shuttle buchen. Das geht leider nur telefonisch oder, mit Angabe der Kreditkarteninformation, online. Die Homepage des Anbieters war da auch nicht wirklich hilfreich. Zwar konnte man dort lesen, wann der Shuttle wo hält, aber ob es eine Mindestteilnehmerzahl gab oder ob die morgen überhaupt fahren würden, war dort nicht in Erfahrung zu bringen. Leider war dort niemand zu erreichen und gleich etwas zu bezahlen, ohne zu wissen, ob wir dann auch wirklich abgeholt werden war uns dann doch zu heikel.

Tja, meistens kommt es anders als man denkt. Und so standen wir da, mittags um halb 3 vor dem Visitorcenter in Glennallen. Von hier bis nach Anchorage sind es nur noch 190 Meilen, also gerade mal einen Tag entfernt. Wir haben aber noch fast 3 Tage, ich bin mir aber sicher, dass wir die auch noch verplant bekommen.

In der Milepost habe ich dann erst mal nach einem Campground für heute Nacht gesucht und einen am Lake Louise gefunden. Hierzu biegt man knapp 30 Meilen hinter Glennallen rechts ab und fährt eine Strichstraße etwa 20 Meilen und schon steht man vorm Lake Louise. Im Frühsommer und im Herbst muss das ein unter Anglern sehr beliebter CG sein, jetzt ist hier gar nichts los. Von den 60 Campsites hier ist genau einer besetzt, unsere. Einsamkeit pur.


In diesem Sinne.


Mittwoch, 12. August 2015

Eiswürfel (Dienstag, 11.08.2015)

Eins vorne weg: Dieser Tag kam einem perfekten Tag schon sehr nahe.

Schon der Start in den Tag war vielversprechend. Nachdem es in der Nacht nur noch vereinzelt geregnet hatte begrüßte uns der Morgen mit fast strahlendem Sonnenschein und diesem Frühstücksgast:


Neben dem allgemein üblichen Wildlife in Form von gewöhnlichen Hauskaninchen, welche hier zu Dutzenden herumhoppeln, war dies das erste richtige Highlight des Tages.

Pünktlich um 11 Uhr legten wir dann mit der Lu Lu Belle ab. Zunächst ging es an den Erdöltanks der Transalaskapipeline und einigen Wasserfällen vorbei.


Das Öllager


Immer wieder begleitet von denen hier:


Ziel war der Prince William Sound und der Columbia Glacier. In der Tourbeschreibung der Lu Lu Belle heißt es, die Tour dauert mindestens 7 Stunden und wenn sie länger dauert dann ist es eben so. Darüberhinaus wirbt das Schiff damit, die Gäste näher als andere Anbieter an die Objekte der Begierde heran zu bringen. Und das ist wirklich wörtlich zu nehmen. Der Captain (ein Mann in den 70-ern) hat sein Schiff wirklich im Griff. Er manövrierte uns in solche enge Höhlen hinein, dass zwischen Fels und Schiff kaum mehr als 1 Meter Luft blieb. Da ist einem zwischendurch schon mal der Atem weg geblieben.

Restlos den Atem verschlagen hat es uns allerdings hierbei:






Und hierbei:






Auch die Seelöwen wussten zu überzeugen. Manchmal fragten wir uns, wer hier wen beobachtet





Hatte ich schon die Seeotter erwähnt??



Womit wir nun endlich zu den Eiswürfeln kommen. Beim Anblick des 5 Kilometer!!! breiten und 50 - 80 Meter hohen Columbia Gletschers und dem davor schwimmenden Eisfeld meinte Steffi ganz trocken: Das sind aber viele Eiswürfel!

Während das schwimmende Eis munter vor sich hin knackt, hört man es im inneren des Gletschers rumpeln und donnern. Wenn der Gletscher ins Meer kalbt, und das macht er recht häufig, ist ein Sommergewitter nichts dagegen. Ein absolut beeindruckendes Erlebnis. Gut 1 Stunde sind wir vor dem Gletscher gestanden und wenn es noch eine weitere gedauert hätte, hätte sich niemand beschwert. Zwischendrin, wenn der Motor abgeschaltet wurde herrschte Totenstille auf dem Schiff, nur unterbrochen vom Donnern und Grollen des Gletschers und dem Klicken der Fotoapparate.








Das ist etwa die Mitte des Gletschers, rechts und links sind nochmal je etwa 2 Kilometer Eis!!!
Was jetzt noch zu einem perfekten Tag gefehlt hat?? Ein Bär der an der Küste nach Futter sucht. Aber wir wollen nicht vermessen sein.

Apropos Bär. Erinnert Ihr euch noch an die Bärenmutti mit ihren 2 Jungen??? Ich hab da noch ein kleines Video hoch geladen, das ich euch nicht vorenthalten möchte.


Ab morgen ist mehr oder weniger Heimweg angesagt, von da an gehts auf direktem Weg zurück nach Anchorage. Spätestens Freitagabend sollten wir im Dunstkreis unseres Vermieters sein um am Samstagmorgen das Wohnmobil zurück zu geben. Das heißt aber auch, dass wir noch mindestens 2 volle Tage zum verplanen haben. Das Wetter soll halten und insofern wird uns da schon was einfallen.

In diesem Sinne...